×

Über mich: 33 Jahre Kanzleimarketing, Anwaltsseminare und Coaching

 

Liebe Anwältin, lieber Anwalt,
in dieser Rubrik interviewe ich mich selbst.

Geschichte und Besonderheiten dieses Ein-Frau-Unternehmens werden klarer.

Viel Spaß mit meinem Interview!

Suchen Sie hier Ihr Stichwort:

Frau Busmann, wie kamen Sie auf die Idee, Anwälte zu trainieren?

busmann training® steht ja für hoch spezialisierte Anwaltsseminare seit 1990.
Ich hatte, um mein Studium in den Fächern Romanistik und Germanistik zu finanzieren, neben dem BAFöG-Höchstsatz von 460 DM auch noch Gerichtsreportagen im Strafrecht geschrieben, zuerst für das Osnabrücker „Stadtblatt“, dann für die Neue Osnabrücker Zeitung.
Letztere bot ein Zeilenhonorar von 60 Pfennig. Diese Neben-Tätigkeit brachte mich auf die Pressebank des Osnabrücker Amts- oder Landgerichts; manchmal saß ich dort bedeutend länger als im Hörsaal.
Anwälte machten dort Fehler in der Kommunikation; z.B. stellten sie bei Zeugenvernehmungen, „Warum“- Fragen, obwohl sie was rauskriegen wollten.
Damals dachte ich – typisch für Germanisten im 3. Semester – jeder müsste doch wissen, dass Warum-Fragen immer einen Vorwurf beinhalten und dadurch den Befragten in eine Rechtfertigungsposition bringen.
So war es aber nicht. Anwaltliche Schwächen waren struktureller Art. Also schuf ich Struktur.

Anwälte lernen Kommunikation nicht in ihren Ausbildungen. Ab wann hatten Sie die Idee?

Merkwürdigerweise erst im Jahr 1990.
Ich dachte in meinen langen Gerichtsreporter-Jahren seit 1978, ich verstünde die Strategie des vernehmenden Anwalts nicht.
Auch als ich schon in Hamburg war (ab Juli 1983) und für die Hamburger Rundschau etc. schrieb, fragte ich mich noch: Welchen Vorteil kann der vernehmende Anwalt davon haben, diesen Zeugen jetzt vorwurfsvoll zu behandeln?
Es dauerte noch einige Zeit, bis ich erstmals ernsthaft GLAUBTE, dass Anwälte Vernehmungstechniken in ihren Ausbildungen nicht lernten.
So etwas ist für Normalbürger ein Schock.
Der Klempner lernt doch auch, eine Spüle zu reparieren.

Sie sind ausgebildete Französischlehrerin. Was hatte Sie dazu gebracht, die Staatsschule zu verlassen?

Ich war gern Lehrerin.
Wie bei vielen anderen leidenschaftlichen (Ex-)Lehrern existierten meine beiden Hauptgründe nur außerhalb der Klassenräume: durch meine Fristverträge war ich dreimal in meinem Leben arbeitslos. Diese Zeiten waren für mich absolut würdelos: Jemand anderes bestimmt, wann und wie viel ich arbeite? Das kollidierte mit meinem hochrangigen Wert „Selbstbestimmung“.
Ich ließ allerdings nicht nur die Staatsschule, erneute Arbeitslosigkeit, geregelte Ferien, coole Arbeitszeiten für Alleinerziehende (die ich war), einige großartig experimentelle Kollegen, die heiß geliebte französische Sprache sowie ziemlich viele traurige Kinder hinter mir, sondern auch viele faule, fast immer verbeamtete Kollegen.
Fehlendes Engagement in Kombination mit einem Beamtensystem, das rituelle Krankschreibungen und fehlende Fortbildungen (damals nicht Pflicht!) Einzelner sogar noch begünstigt, kollidierte wiederum mit meiner Überzeugung:
Niemand darf eigene Defizite oder deren Folgen auf dem Rücken Schwächerer – hier: der Kinder – austragen.

Ihr Austritt aus der Schule war im historischen Jahr 1989….

Das stimmt. Genau zu dem Zeitpunkt (1989) fielen auch woanders Mauern.
Ich freute mich über viele DDR Bürger in meiner Heimatstadt Hamburg; auch sie empfand ich als „Suchende“ mit tausenden von neuen Chancen und sicher ebenso vielen Befürchtungen.
Ihre alten Autos waren für mich wie ein Spiegel meiner alten Gedanken: immer noch hilfreich, aber schon nicht mehr zur neuen Situation passend.
Ich wusste damals noch nicht, dass jeder für seine Umgebung, seine Fähigkeiten, seine Gedanken und alle Folgen seines Tuns und Unterlassens immer selbst und ganz allein verantwortlich ist.
Völlig untypisch war für mich damals: Ich hatte die Schule für immer verlassen, ohne genau zu wissen, wohin ich wollte.
„Kamikaze ohne Ziel“ ist seitdem in beruflicher Hinsicht nicht mehr passiert.

Welche Fortbildungen haben Sie gemacht?

Die wichtigste von allen – gemessen an meinem Startniveau – war wahrscheinlich Ende 1989 ein 14-tägiges „Bewerbungstraining für arbeitslose Akademiker“. Es wurde finanziert vom Arbeitsamt während meiner letzten Arbeitslosenzeit.
Ich lernte dort, Selbstbild von Fremdbild zu unterscheiden und durch Fragen zu führen, ich lernte meine Fähigkeiten und Defizite kennen und andere um feed-back zu bitten, ich lernte durch Video und durch sehr viel Üben, mich und meine Leistungen zu präsentieren.
Meinen ersten „freien“ Job erhielt ich übrigens, indem ich gegen alles dort Gelernte verstieß: Ich präsentierte mich noch während dieser Fortbildung ohne Unterlagen, Frisur und Konzept, dafür mit Jeans und wenig Zeit in einem Institut für Erwachsenenbildung.
Ich ließ mich nicht abwimmeln und erhielt den Job sofort. 40 DM / Stunde (selbst versteuert) für das Bewerbungstraining zur Re-Integration von Langzeitarbeitslosen.
Durch diesen Job zahlte ich meine Miete, als ich längst schon Anwaltsseminare konzipierte.
Ich war vor allem komplett fasziniert darüber, was alles lernbar war – und bin es bis heute.

Sie schrieben einmal: „Meine größten persönlichen Veränderungen erreichte ich durch Lernen“ Was ist dran?

1992 begann ich in Hamburg eine Coaching-Ausbildung, und nach der ersten Prüfung 1993 holten 12 Personen aus der Ursprungs-Lerngruppe Dr. Roderich Heinze nach Hamburg. Er wurde – abgesehen von meinem Abiturlehrer in Deutsch – mein wichtigster Lehrer.

Dr. Roderich Heinze, mein “life-changing coach” ist (bzw. war 🙁 ) ein Berliner Managementtrainer, spezialisiert auf Team- und Ausstiegscoaching von Vorständen in Dax-Unternehmen.
Dr. Heinze blieb bis zu seinem Tod am 1. November 2004 mein Krisen-Interventions-Coach.
Wir lernten hauptsächlich, unser Gehirn zu benutzen; bis dahin hatten wir es nur besessen.

Was ist Ihnen heute persönlich wichtig?

Neben der Gesundheit, der Selbstbestimmung und dem Humor? Freunde und Familie sind für mich immer größer als das Geschäft.
Ansonsten: Kleine Erfolge groß feiern, große Erfolge auch! Jeden Menschen respektieren; hörbare (Meinungen, Wortwahl, Sprachen etc.) und sichtbare (Hautfarbe, Häuser, Alter etc) Unterschiede werden m.E. generell überschätzt, während diese drei Erkenntnisse mir immer helfen:

  • Ohne Ziele braucht keiner einen Weg!
  • Jeder hat Recht (in seiner Welt natürlich nur 🙂 )
  • Jeder verantwortet und beeinflusst automatisch –ungewollt oder gewollt – seine Umgebung!

Was sind Ihre drei wichtigsten beruflichen Prinzipien?

Diese drei haben sich nach und nach entwickelt; keins war von Anfang an da oder mir bekannt:

1. Alles ist lernbar, bis auf den Lern-Willen.
Zu mir kommen nur solche Anwälte, die eine bestimmte Sache optimieren möchten. Das setzt nicht nur Lernwillen voraus, sondern auch das Selbstbewusstsein, eigene Defizite kennen und „Fremden“ gegenüber benennen zu wollen.
Ich habe aus diesem Grund in 30 Jahren noch nie einen unangenehmen Kunden kennen gelernt.

2. Das klare „Nein“ macht das klare „Ja“ glaubhafter.
Mit ist persönlich sehr wichtig, „nein“ zu sagen, wenn ich etwas nicht kann oder wenn meine Anforderungen durch eine Kanzlei oder einen Auftraggeber nicht erfüllt werden.
Dabei enthält mein „Nein“ immer eine Lösung; genau so unterrichte ich es auch.
Meine Glaubwürdigkeit ist vermutlich auch dadurch gestiegen, dass ich in meinen Kanzleien Fragen an Christoph Vaagt delegiert habe, wenn es z.B. um „betriebswirtschaftliche Kennzahlen“ geht.
Ich sage außerdem immer „Nein“, wenn eine Kanzlei „ihren Damen mal wieder etwas Entertainment bieten“ (Originalzitat) will. Ich wende mich dann an einen versierten Telefontrainer, der das macht. Ich selbst begebe mich nur dann zu einem Telefontraining in eine Kanzlei, wenn die Partner sich ebenfalls trainieren. Alles andere ist ökonomisch sinnlos.

3. Vorbereitung ist alles.
Meine Kanzleischulungen setzen generell ein telefonisches briefing voraus; einige außerdem einen schriftlichen Lernbedarfsfragebogen. Beides fließt in mein „massgeschneidertes Konzept“ mit ein. Ich informiere mich über Interessen, Leistungsgefälle, Spezialitäten, Umsatzsituation, Geheimziele („hidden agenda“), Gesamtziel, Persönlichkeiten, Führungsstrukturen, Akquiseziele, Akzeptanz von Fortbildungen allgemein etc.
Manchmal dauert meine Vorbereitung auf eine Intervention fast so lange wie die Intervention selbst.
Wenn ich z.B. die (vor-)gerichtliche Vernehmungsstrategie und daraufhin Fragtetaktik in einem Bankrechtsfall mit entscheiden soll, müssen Anwalt und Mandant sich auf eine Art „Unterricht“ einlassen.
Ein Laie (ich) muss nämlich in dem Fall u.U. aktienrechtliche Details verstehen, um eine Zeugenvernehmung taktisch zu beeinflussen.

Was ist Ihnen privat wichtig?

Wer nah bei mir ist, hat Geheimnisse mit und nicht vor mir.
Ich fürchte und meide Lügen, Angeberei, Unzuverlässigkeit, Ungepflegtheit, Opportunismus, Unaufmerksamkeit, Intransparenz, politische Ideologien, fehlenden Pragmatismus, jede Form von Rassismus, Kinderfeindlichkeit, Humorlosigkeit und Ausflüchte.
Ich diskutiere ungern Meinungen. Vor allem, wenn ich sie nicht teile, stelle ich leise, knallharte Fragen – und bestehe auf präzisen Antworten.
Privat reise ich ungern. Ab und zu im Winter in die Sonne. Ich schwimme dann ein paar Kilometer am Tag und lese 7 Bücher in 14 Tagen.

Was bedeutet Ihnen Ihr Ehrenamt?

Gesellschaftlicher Chancenausgleich, Respekt – und Jungbleiben (besser als Fitness-Studio 🙂 )
Ich bin seit dem 28. August 2015 Patin einer 9 köpfiges, yesidischen Flüchtlingsfamilie aus dem Nord-Irak. Alle aus „meiner“ Familie haben die Pogrome im Shingal August 2014 überlebt.
Mit den drei Mädchen darf ich seit vier Jahren schon privat reisen. Sie sind die „Patenenkel“ meiner Eltern, die sie  umgekehrt als “Oma und Opa” bezeichnen. Deren Bauernhof wurde anfangs “Bahnhof” genannt: “Dürfen wir bald wieder in Bahnhof?” 🙂
Sozial-, Jugend- und Ausländerbehörde kenne ich nun ganz gut von innen. Verhandlungen mit den Klassenlehrern, Kindergärtnern und Sportvereinen, überall meine Vollmacht des Vaters einscannen lassen und sich regelmäßig überall melden.
Für mich eine völlig neue Welt. Ich wurde schon von der Schule angerufen, wenn ein Kind krank war und musste schnell mit dem Klassenlehrer entscheiden; Eltern waren um diese Zeit nicht erreichbar. Und dann: Arzt, Krankenhaus oder Krankenlager mit Vorlesen und Fiebermessen in meiner Wohnung…
Die beiden Jüngsten waren bei der Flucht noch Babies. einer in Windeln. Logopädische Behandlung und viel Gelächter, Bücher vorlesen, Fußball spielen, tanzen, malen und Küche aufräumen – all das korrigierte in den ersten Jahren ihre Sprachverzögerungen.
Hier die vier Jüngsten mit mir beim Eis-Essen 2016 in der Hamburger Waitzstrasse:

Weitere Angebote:

Über mich: Philosophie

Wie entstand, was verband.

Kosten:

2400 Euro + MWSt. + Reise + Übernachtung
Sonderpreise für dazu gebuchte Kanzleivorträge am Vorabend.

busmann training®

30 Jahre Anwaltstraining und Kanzleimarketing. Genießen Sie Neues, Anregendes und Lernbares aus dem Anwaltsalltag.

30 Jahre in Bild und Wort:
Rückblick

Informationen über mich


Johanna Busmann, Hamburg
30 Jahre Anwaltstraining, Strategieberatung und Kanzleicoaching

Buch

Hier geht es direkt zur Buchbestellung
„Chefsache Mandantenakquisition“

Buch „Chefsache Anwaltscoaching“ (2022)

Berliner Wissenschafts-Verlag
E-Book und Hardcover
710 Seiten, 89 Euro
(+ Versandkosten NUR bei Versand ins Ausland: 7,95 Euro)

Leseproben und Bestellung