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KI -10 Tipps für Kanzleien

Pragmatisch. Zeitgerecht. Alltagstauglich.

 

Alle Tipps sind inspiriert durch einen Vortrag am 18.10.25 in einer bayerischen Kanzlei. Referent:  KI Fachmann und Fachanwalt für IT-Recht Thorsten Krause, München.

KI: Viel Schatten und viel Licht

Cool bleiben. Kritsch schauen. Keinen Hype mitmachen.
Wo Anwälte jetzt aufpassen müssen, um nicht durchzudrehen

Tipp 1: In Umbruchsituationen darf nicht der Bruch regieren.

Immer, wenn Hype draufsteht, ist Gefahr drin:

  • Gefahr, nicht alle mitzunehmen in der Kanzlei
  • Gefahr in Haftungsfragen
  • Gefahr der Verharmlosung von Fehlern
  • Gefahr der zu schnellen Ablösung bisheriger CRM-Systeme oder Kanzleisoftware
  • Gefahr, Mandanten zu erschrecken
  • Gefahr, zu früh zu investieren
  • Gefahr, zu spät zu investieren

 

  • Tipp 1: Holen Sie Vorträge von KI Spezialisten ins Haus. Briefen Sie ihn mit der Kanzleistrategie. Fragen Sie ihn nach gangbaren Lösungen.

Tipp 2: KI – Slop macht unnötige Arbeit

“Slop” wird mit “Abfall” übersetzt.
Gefakte Bilder, gefälschte Videos und leider auch juristisch falsche Informationen werden mit KI in Massenproduktion erstellt und veröffentlicht. Das ist nicht nur in den sozialen Medien ein Problem.
Mandanten “korrigieren” die Schriftsätze ihres Anwalts durch CHAT GPT basierte “Kenntnisse” und lösen deutlich Mehrarbeit beim Anwalt aus.
Das ist die Techno-Variante jener Schreckensmandanten, der früher bei ihrem Anwalt die “Bildzeitung” zitierten, um 23.000 Euro Abfindung zu kassieren – nach 7 Monaten Betriebszugehörigkeit.

  • Tipp 2: Immer in die Honorarvereinbarung und in die Mandantenleitlinien aufnehmen: Das (deutlich erhöhte) Stundenhonorar für die Beschäftigung mit KI basierten Schriftsatz- oder Strategie-“Korrekturen” durch den Mandanten.

Tipp 3: KI ist ein Statistik – Papagei. Trainieren Sie ihn.

Die künstliche Intelligenz ist nicht intelligent (Fachleute meiden deshalb dieses Schlagwort zugunsten von “Multidimensionale Wahrscheinlichkeitsmatrix”).
Im Gegenteil: KI plappert alles nach und verbindet alles mit allem, was sie kriegen kann.
Sie kann nichts, und sie weiß nichts selbst.

Sie ermittelt lediglich die statistisch wahrscheinlichste Anwort unter allen Eckdaten, auf die sie zugreift.
Je seriöser die Eckdaten, desto seriöser die Antwort. 

  • Tipp 3: Trainieren Sie deshalb Ihre persönliche KI – Anwendung mit allen zutreffenden Daten, Schriftsätzen und strategischen / taktischen Erwägungen, die Sie bekommen können – am besten in nur einem kleinen, gut skalierbaren Teil Ihres Rechtsgebiets.
  • Trainingsbeispiel: Geben Sie 1000 Ihrer eigenen Schriftsätze zu demselben Thema in die Anwendung ein und fordern das Programm auf: “Ermittle die fünf wichtigsten Argumente für eine X unter besonderer Berücksichtigung der Y.” Dasselbe machen Sie mit dem gegnerischen Schriftsätzen zu derselben Sache. Und wieder dasselbe mit den Urteilen zu dieser Sache.

Tipp 4: Die effizienteste Art der Fristberechnung

Geben Sie das Datum der Urteilsverkündung in die KI Anwendung ein und lassen Sie von dem Tag an die Frist laufen.

 

 

Tipp 4:

Tipp 5: Kanzleisoftware mit KI verbinden

Hat Ihre Kanzleisoftware eine API – Schnittstelle (Elektronischer Kommunikationsmechanismus, der den Datenaustausch zwischen zwei Softwaremodulen ermöglicht) ?
Wenn das so ist, können Sie eine KI-Anwendung unmittelbar anschließen, verbinden und durch einen API – Schlüssel überwachen. Große Softwarehersteller haben solche Schnittstellen vermieden (z.B. RA-Micro); sie wollen selbst eine Software verkaufen.

  • Tipp 5: Holen Sie kompetente Hilfe, um Ihre Kanzleisoftware zu verbinden mit einer KI Anwendung.
  • Bei Mandaten mit hohem  standardisierbaren Anteil (z.B. Dieselskandal, Anlegermandate, Kasinomandate, Teile des Reiserechts) wird die Entlastung durch KI Systeme besonders gravierend ausfallen.

Tipp 6: Stellen Sie die Software an einem Tag um

Machen Sie einen klaren Cut; am nächsten Tag ist sie an.
Vorher müssen Sie durch Schulungen Vertrauen (auch zur neuen Technik) aufbauen.
Vor allem das Prompten (Sprachliche Präzision bei der Eingabe von Aufträgen an die KI) muss ausführlich (“feintuning”) geübt werden.

  • Tipp 6. Verwenden Sie – auch schon zum Üben – nur die Kaufversionen der Anwendungen.

Tipp 7: Die Verwendung von KI muss nicht im Impressum der Webseite stehen

Ihre Webseite ist derzeit nicht abmahnfähig, wenn der Hinweis auf Ihren Einsatz von KI fehlt (Rechtslage am 20. Oktober 25).
Diese Rechtslage kann sich ändern. Checken Sie das immer wieder.

  • Tipp 7: Dokumentieren Sie den Einsatz von KI jedoch in der Mandatsvereinbarung und immer auch in der Honorarvereinbarung (s. Tipp 3)

Tipp 8: Schwärzen Sie persönliche Daten

Bevor Sie Schriftsätze in die KI Anwendung geben, müssen Sie alle persönlichen Daten (Namen, Adressen, Geburtsdaten, Aktenzeichen, Firmennamen, Orte etc) schwärzen.
Das gelingt NICHT mittels eines Tools in der Textverarbeitung (auch nicht in PDFs). Alle Schwärzungen dort werden von der KI erkannt; sie “schaut darunter”.

  • Tipp 8: Sie brauchen das “Schwärzen” – Tool von Adobe Acrobat für diesen Zweck.

Tipp 9:  “Shadow AI” – Mitarbeitende brauchen Anleitung und Anweisung

Unter Schatten-KI versteht man die nicht genehmigte Nutzung von Tools oder Anwendungen von KI durch Mitarbeiter. Dazu gehört die unbefugte Nutzung von ChatGPT zur Automatisierung von Aufgaben wie Textbearbeitung und Datenanalyse.
Mitarbeiter greifen häufig auf diese Tools zurück, um die Produktivität zu steigern und Prozesse zu beschleunigen.
Das führt zu  erheblichen Risiken in Bezug auf Datensicherheit, Compliance, Fehlern – und dadurch auch auf den Ruf des Unternehmens.
Mitarbeitende der Kanzlei dürfen Dokumente nicht durch privat genutzte / kostenlose / firmenfremde Anwendungen bearbeiten lassen.
Diese Anweisung ist überlebenswichtig für die Kanzlei und kann nur sehr schwer überprüft werden.
Viele Anwälte und noch mehr Mitarbeitende wssen z.B. nicht, dass alle Dokumente, die mit “deep seek” bearbeitet werden, in China gespeichert und dort verwendet werden.

  • Tipp 9: Klären Sie Mitarbeitende auf über die Folgen privater Nutzung von KI. Appellieren Sie an die Eigenverantwortung.

Tipp 10: Lassen Sie sich beraten – vor dem Softwarekauf!

Wahrscheinlich ist 2025 noch kein System so weit, dass Sie es allein problemlos / selbsterklärend / effizient an Ihre Software koppeln können.

  • Tipp 10: Holen Sie sich ganz früh einen Berater ins Haus. Vorher nichts unternehmen und NICHT investieren.