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Rezension:

Mediation und Konfliktmanagement (Hrsg. Trenczek, Berning, Lenz) NOMOS 2012

 

Johanna Busmann

Anwaltstrainerin Hamburg

www.busmann-training.de

 

 

Das „Konzept Mediation“ bereichert Anwälte

 

Manche Anwälte sehen „Mediation“ immer noch kritisch. Das betrifft weniger die Methode, sondern eher die zusätzlichen Verkaufsmöglichkeiten. So schreibt ein Anwalt im XING – „Netzwerk Mediation“ den Satz: „Würde ich Mediation als solche anbieten, würde ich verhungern. Kunden kaufen eben, was sie brauchen – also das Ergebnis“. Das interessierte mich. Mir fiel bereits bei der ersten Recherche das Buch „Mediation und Konfliktmanagement“ in die Hände, dessen Herausgeber drei promovierte bzw. auch habilitierte Juristen sind.

 

Um es vorweg zu nehmen: Dieses Buch ist für solche Zweifler geschrieben worden. Es räumt mit dem Irrglauben auf, dass Mediation die Anwälte – oder Anwälte die Mediation – entbehrlich machen würde. Anwälte beraten im Vorfeld zum Mediationsverfahren und begleiten ihre (Wirtschafts-) Mandantschaft in der Mediation selbst bis zur Lösung. Auch bei der Durchführung der Mediation ist ihr Rechtsrat gefragt. Anschließend gestalten sie den Mediations-Abschlussvertrag.

 

Auf 707 Seiten informieren 44 Spezialisten in 68 Beiträgen über Mediation, ihre Entstehung, ihre Regeln, ihre Abläufe, ihre Abgrenzung zu anderen Konfliktneutralisierungsmethoden, ihre Verwandtschaft zu Coaching und strategischer Gesprächsführung, ihre Anwendungsgebiete, ihr Marketing und über die Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Berufen.

Das Buch beschreibt für Anwälte drei sinnvolle Möglichkeiten, Mediation zu nutzen:

 

  • Mediation erweitert anwaltliche Verhandlungsmöglichkeiten.
  • Mediative Elemente optimieren Führung in der Kanzlei selbst.
  • Der Anwalt wird selbst Mediator.

 

 

Nutzen für Anwälte

Das Kapitel 5 bietet für einen Anwalt, der nicht auch Mediator ist, den größten direkten Nutzen. Beim Lesen erinnerte ich mich – Nicht-Anwältin – daran, wie oft  sich meine Kunden – alles Anwälte – in vielen Streitsituationen eher hilflos über die Begrenztheit „rechtlicher Methodik“ für die Zufriedenheit des Mandanten äußerten. Und hier werden typische Rechtsbereiche aufgelistet, in denen Mediatoren im Zusammenspiel mit den Anwälten nachhaltigere Ergebnisse erzielen können als alle Beteiligten auf dem „üblichen“ Streitweg. Jedes Anwendungsgebiet wird sehr konkret erklärt und auch Nicht-Mediatoren zum direkten Einsatz mundgerecht anempfohlen:

 

Anwälte lernen Anwendungs-Beispiele aus Ehescheidungen, Gewaltbeziehungen, Unternehmensnachfolge, Konfliktbegleitung in Großunternehmen, im Baurecht, in Schulen, in Behörden, in WEG-Konflikten, im Gesundheitsbereich sowie im Sozial-, Sport-, Straf-, Medizin- und Landwirtschaftsrecht.

 

Konflikte sind stets besonders eng an Rechtsfragen gekoppelt; Anwälte sind daher umso gefragter. Der Autor Knapp belegt auch statistisch, dass besonders Diplom-Psychologen und Anwälte „im Markt der Mediation für Unternehmen und Organisationen tätig“ sind. (Knapp 436) Mandanten sind nach Ansicht des Autors Berning, (S. 263) „einverstanden mit dem Hinzuziehen eines Mediators, weil sie ihrem Anwalt vertrauen“. Jegliche Methode eines Anwalts muss zunächst dem Mandanten schmecken, damit der Mandant den Anwalt weiter empfiehlt.

 

Ein Anwalt, der das „Konzept Mediation“ nutzen möchte, muss dem Mandanten dessen NUTZEN in einem Mandantengespräch klar machen.

Wenn er einen Mediator hinzu zieht, MUSS dessen Nutzen gefühlt größer sein als die Furcht des Mandanten vor zusätzlichen Kosten. Durch viele Beispiele in Kapitel 5 und auch im (unangemessen kurzen!) Kapitel „Marketing für Mediatoren“ zieht sich die Erkenntnis, dass durch Mediatoren der Probleminhaber Geld, Zeit und Energie spart – und dass Geschäftsbeziehungen trotz größter momentaner Konflikte aufrecht erhalten werden können.

 

Test it!

 

Johanna Busmann, Hamburg

 

 

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